Papst Franziskus erlebt einen außergewöhnlich besonderen Osterfestzug: Er nimmt erstmals seit seiner Wahl zur Spitze der Katholiken im Jahr 2013 an diversen Zeremonien in Rom und im Vatikan nicht teil. Aufgrund einer zuvor gehabten Lungenentzündung hat ihn seine medizinische Beratergruppe geraten, weiterhin Ruhe walten zu lassen. Es bleibt abzuwarten, ob ihm die Teilnahme am Segensritual "Urbi et Orbi" – dem Patentrecht für die Stadt und das gesamte christliche Universum – am Ostersamstag vom Balkon des Petersplatzes aus möglich bleiben wird.
Darüber hinaus ist bedeutender Besuch geplant. Der US-amerikanische Vizepräsident JD Vance, der im Erwachsenenalter zum Katholizismus konvertierte, plant, die Osterfeiertage gemeinsam mit seiner Familie in Rom zu verbringen. Daher kursieren Gerüchte eines möglichen Treffens mit dem Papst.
Bisher traf Franziskus nach seiner Genesung im Krankenhaus lediglich die königliche Familie von Großbritannien, also Königin Elizabeths Nachfolger Charles III. und Camilla. Das Verhältnis zwischen ihm und ehemaliger US-Präsident Donald Trump wird hingegen als gespalten beschrieben.
Nach 38 Tagen in der Klinik raten die Ärzte weiterhin zur Vorsicht.
Aufgrund fortgesetzter Atmungsbeschwerden wurde Franziskus Anfang Februar ins Gemelli-Krankenhaus in Rom verbracht, das Krankenhaus für Papstmedizinien. Die Medizinerstellten dort eine gefährliche Lungenneurose fest und sagten beinahe ab. Trotzdem durfte er nach 38 Tagen im Krankenhaus – seinem längeren Aufenthalt außerhalb des Vatikans – heimkehren. Nun befindet er sich bei seiner Residenz, der Casa Santa Marta, während seines Genesens.
Obwohl die Ärzte dringend Ruhe und Schonung empfehlen, taucht der Papst seit einiger Zeit des Öfteren unangekündigt in der Öffentlichkeit auf. Am Sonntag vergangener Woche, dem Palmsonntag, ließ er sich im Rollstuhl auf den Petersplatz fahren. Zudem stattete er der römischen Basilika Santa Maria Maggiore einen Besuch ab, wo er einst begraben werden will.
Unerwartet im Rollstuhl im Petersdom
Der bemerkenswerteste Auftritt fand letzte Woche am Donnerstag statt. Nach einem Gang im Rollstuhl durch den Vatikan fuhr er zufällig entschieden in den Petersdom hinein – scheinbar eine improvisierte Entscheidung. Papst Franziskus war an diesem Tag nicht wie gewohnt in Weiß gekleidet, sondern trug eine schwarze Hose, ein langes Ärmelshirt und etwas, das als Cape oder Umhang aussah. Im Nasengewebe befand sich ein Schlauch für zusätzlichen Sauerstoff infolge seines Atmungsproblems. Zudem klang seine Stimme recht brüchig.
Die unerwarteten Erscheinungen geben jetzt Anlass zu Vermutungen darüber, wann er in den kommenden Tagen wieder auftauchen wird. Zu Osterzeit feiert man die Auferstehung Christi am dritten Tag nach seiner Kreuzifixion. Es steht fest, dass Franziskus an dem Donnerstag vor Ostern darauf verzichten wird, ein Gefängnis zu besuchen, um dort inhaftierte Männer und Frauen wie in den letzten Jahren ihre Füße waschen zu können.
Beim Messegottesdienst im Petersdom und während der Kreuzwegandacht am Karfreitag beim Kolosseum wird er laut Planung durch bedeutende Kardinäle vertreten sein – jedoch könnten auch weitere Überraschungen noch kommen.
Urbi et Orbi: Mit oder Ohne Franziskus?
Im Allgemeinen geht man davon aus, dass er an Ostersonntag zum Urbi et Orbi-Prozession teilnehmen wird – auch wenn es möglich ist, dass er den für die ganze Welt bestimmte Segensspruch vielleicht nicht persönlich vorbringt. Der Vatikan hat noch keine Klarheit darüber gegeben, ob Franziskus tatsächlich auf den Balkon des Petersdoms treten wird. Laut einem Sprechers des Vatikans hängt dies unter anderem von dem Wettersituation ab. Die Meteorologische Dienststellen in Rom prognostizieren für diesen Sonntag eine Temperatur von etwa 20 Grad Celsius sowie bewölktes Wetter.
Am Mittwoch veranstaltete der Papst einen Empfang im Vatikan und dankte dabei mehreren Dutzend Mitarbeitern der Klinik Gemelli, die ihm dort medizinische Versorgung zukommen ließen. „Ich danke euch für eure Arbeit im Hospital“, teilte ein Pressevertreter mit. „Prima! So geht es weiter!“