Aus Sicht der EU-Handelskammer in China könnte der angespannte Handelskonflikt zwischen China und den USA eine Gelegenheit sein, dass China alsPartner attraktiver wird. "Es besteht für China die Möglichkeit, als zuverlässig, stabil und vorhersagbarer Geschäftspartner wahrgenommen zu werden", teilte Kammerpräsident Jens Eskelund in Peking mit. Der Däne betonte jedoch auch, dass dies bedingt ist durch einen Wandel des Umgangs Chinas mit anderen Ländern. Diese Organisation repräsentiert etwa 1700 Firmen aus der Europäischen Union, welche tätig in China sind.
Hatte Peking nach Ansicht der Handelskammer während zehn Jahren eine seinerseits als „ambitiert“ bezeichnete, jedoch für europäische Unternehmen gleichzeitig „abschreckend“ empfundene Industriestrategie namens „Made in China 2025“. In Zeiten allerdings, wo die USA mit ihrer Politik erhebliche Unbeständigkeit auf dem Gebiet der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit bewirken würden, wäre es im besten Interesse von Peking, den Europäischen Union zu signalisieren, dass man sich als Partner zur gegenseitigen Vorteile bringenden Wirtschaftskooperation offen zeigt, wie die Handelskammer in einem neuerlich veröffentlichten Dokument darlegte.
Was China mit seinem Programm "Made in China 2025" beabsichtigte.
Peking könnte diese Entwicklung dadurch beschleunigen, dass er sich von der stark koordinierten Industriepolitik wie beispielsweise „Made in China 2025“ entfernt und stattdessen auf marktorientierte Reformen setzt, welche sowohl chinesische als auch ausländische Unternehmen gleichermaßen Vorteile bieten würden. Vor allem im Bereich Elektrofahrzeuge, wo das Land bereits großes Erfolg verbuchen konnte, greift die Europäische Union schon jetzt ein, indem sie Zölle einführt.
Im Jahr 2015 stellte China den Plan "Made in China 2025" vor. Mit diesem Vorhaben wollte Beijing seine Unternehmen in zehn wichtigen Technologiebereichen auf eine führende Position weltweit bringen und dies erzeugte viel Aufsehen. Seitdem betrachteten viele Nationen China nicht nur als Partner, sondern gleichzeitig auch als Konkurrenten. Durch die Unterstützung der Regierung für lokale Unternehmen mussten ausländische Firmen ihre Marktpositionen oft opfern.
Also hatte die industriepolitische Strategie Chinas auch Auswirkungen auf Deutschland?
Um seinen technologischen Abstand zu verringern, begann China schon früh damit, Unternehmen anzuerwerben, zum Beispiel durch die Übernahme des Haushaltsgerätefabrikanten Midea vom deutschen Robotik-Experten Kuka im Jahr 2016. Im Jahr 2024 hatte China hinsichtlich der Anzahl der Industrieroboter pro 10.000 Beschäftigte das Niveau übertroffen, welches Deutschland erreicht hat, und somit einen Grad an industrieller Automatisierung überschritten, der jede andere europäische Nation übertraf, wie es die Kammer feststellte.
Laut dem Bericht war "Made in China 2025" zum Teil erfolgreich. Obwohl die Volksrepublik bestimmte spezifische Ziele für einzelne Sektoren nicht vollständig erreichte, kam sie im Hauptziel gut voran, nämlich den gesamten Verarbeitungssektor Chinas weiterhin zu modernisieren.
Nicht alle Ziele erreicht
In manchen Sektoren dominiert China die Technologiebranche. Zum Beispiel hat das Land sich zur führenden Produzentin von Elektrofahrzeugen entwickelt, indem es seine Lieferketten weitgehend lokal gehalten hat. Darüber hinaus strebt China an, der Hauptshipper weltweit zu werden und für Züge benötigt es heute nur mehr einige Komponenten vom Ausland.
In der Fluggastronomie steht das Geschäft schlecht da. China ist bei Dronentechnologie erfolgreicher vorangekommen, hat sich jedoch beim eigenständig entwickelten Passagierjet C919 auf fremde Lieferanten für bestimmte Komponenten angewiesen. Im Pharma-Bereich stellt China eine Vielzahl von Arzneimitteln her. Allerdings befinden sie sich an der niedrigen Preis- und Qualitätsskala, sodass die EU-Kammer erwartet, dass westliche Unternehmen trotzdem zukunftsweisend bleiben werden, dank ihres hohen Sicherheitsniveaus. (dpa)